Glückliche Erbsen

Achtsame Kommunikation: Überleg Dir, was Du sagst

22.01.2021
Achtsame Kommunikation

Ich habe mir ja vorgenommen, mich dieses Jahr mit Menschen zu umgeben, die Zukunft (neu) denken und diese aktiv gestalten. Und dann kam die Verlängerung des Lockdowns. Nicht dass ich es nicht geahnt hätte. Dennoch hat es mich mit einer Wucht getroffen, die ich nicht erwartet habe. Wobei es weniger die Bekanntgabe war, als vielmehr das, was Drumherum wieder abgegangen ist, was zu hören, zu lesen und vor allem zu spüren war. Und obwohl ich schon recht gut darin bin, mich von all dem abzugrenzen, hat es am vergangenen Wochenende nicht geklappt. Die einen sind dafür, die anderen dagegen. Verständnis für die Meinung des anderen wurde genauso wenig an den Tag gelegt wie achtsame Kommunikation. Zum Glück gab’s ausreichend Schnee, da konnte ich meinen Kopf abkühlen und abschalten 😉

Meinungsverschiedenheit. Mir ist klar, dass man seine Meinung manchmal im Affekt kundtut. Allein: Das ist keine Entschuldigung, denn Worte können irrsinnig verletzen – egal, ob man sie dem Gegenüber direkt ins Gesicht sagt oder sie „nur“ via Mail, Social Media oder sonst wie schreibt. Dabei wäre es gar nicht schwer, die Emotion rauszunehmen. Oft nämlich reicht es schon, einfach mal tief durchzuatmen und dabei innerlich loszulassen. Vielleicht braucht es mitunter mehrere tiefe Atemzüge, vielleicht sollte man hin und wieder sogar Abstand gewinnen, den Raum verlassen, rausgehen oder eine Nacht drüber schlafen. Fakt aber ist: Wir müssen nicht immer sofort reagieren. Vielfach schaut die Welt nach einem Atemzug oder am nächsten Tag ganz anders aus. Nicht, weil der andere nun unserer Meinung ist. Sondern weil es möglicherweise gar keinen Sinn macht, ihm die eigene Meinung aufzwingen zu wollen. Jeder darf seinen Standpunkt haben und vertreten, denn jeder hat seinen eigenen Background, seine eigene Geschichte, die ihn geprägt und dazu geführt hat, dass er eben diese Meinung, diese Einstellung, diese Sicht der Dinge hat. Das heißt nicht, dass wir unsere eigenen Ansichten über Bord werfen oder damit hinterm Zaun halten müssen. Doch es gilt, behutsam vorzugehen, darüber nachzudenken, wie das, was wir sagen, beim anderen ankommt. Und ja, auch dann, wenn der andere das nicht getan hat. Es heißt zwar, dass es aus dem Wald herausschallt, wie man hineinruft. Aber wer sagt, dass wir zurückschreien müssen?

Achtsame Kommunikation und Schnee

Alles beginnt im Kopf. Diese sogenannte achtsame Kommunikation hat übrigens durchaus weitreichende Auswirkungen. Immerhin wird jedes Wort, das wir aussprechen oder niederschreiben, erst einmal in uns drinnen formiert. Jedes Wort war zuerst ein Gedanke, oft sogar mehrere Gedanken. Dazu hol ich jetzt ein bisschen aus: Unser Unterbewusstsein kann bis zu 80.000 Informationen pro Sekunde (!) aufnehmen, verarbeiten und speichern. Das meiste davon, nämlich 99 Prozent, passiert unbewusst. Es nimmt also nicht Wunder, dass in unseren Köpfen „nur“ bis zu 80.000 Gedanken pro Tag herumschwirren. Den Rest kriegen wir gar nicht mit. Übrigens: Die meisten Gedanken – laut einer Studie des American Science Institutes bis zu 65.000 – sind in etwa dieselben wie jene vom Vortag.

Was ich damit sagen möchte? In unserem Kopf geht es weitaus heftiger zu, als wir uns überhaupt vorstellen können. Und wenngleich wir, wie es scheint, nur einen Mini-mini-mini-Bruchteil davon beeinflussen können, sollten wir doch zumindest diese Chance nutzen. Sprich: Achtsame Kommunikation beginnt mit achtsamen Gedanken. Eine achtsame Wahl der Worte beginnt damit, dass wir darauf achten, worauf wir unseren Fokus richten. 

Energie folgt der Aufmerksamkeit. Wäre es dann nicht umso wichtiger, dass wir uns auf positive Dinge konzentrieren? Klar, kann man nun argumentieren, dass die derzeitige Situation nicht gerade viel Positives hergibt. Stimmt. Allerdings nur solange wir unseren Fokus auf das Negative richten. Wenn wir also anfangen, über schöne Dinge nachzudenken, uns an schöne Dinge zu erinnern genauso wie in Gedanken Luftschlösser zu bauen, haben wir bereits einen großen Schritt in Richtung achtsame Kommunikation getan. Und je mehr das tun, umso besser.

Ich habe mir jedenfalls nun noch ein weiteres Ziel gesetzt: Ich möchte meine Gedankenwelt derart positiv gestalten, dass ich irgendwann mal einfach nur drauflosplappern kann – ohne zuerst durchatmen oder drüber schlafen zu müssen. Wär‘ das auch was für Dich?

Achtsame Kommunikation im Schnee

4 Kommentare

  • Antworten Niemann, Ute 22.01.2021 at 16:10

    Herzlichen Dank für diesen Text. ich stimme dem voll und ganz zu. Gerade feiere ich allein meine 20 jährige Arbeit mit der Gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg. 😉

    • Antworten iane 22.01.2021 at 16:24

      Ich sag danke, liebe Ute, für Deinen Kommentar.
      Und ich möchte Dir von Herzen gratulieren zu Deinem 20-jährigen Jubiläum. GFK sollte meiner Meinung nach ohnehin an jeder Schule gelehrt werden … und auch als „Einstiegs für Social Media“ etabliert werden. Ich weiß zwar nicht, wie Letzteres umgesetzt werden könnte, aber ein (positiver) Gedanke ist es Wert 😉

  • Antworten Roger Koplenig 24.01.2021 at 16:15

    Vielen Dank für diesen Beitrag, liebe Iane! In einem Buch über Beratungsansätze habe ich heute folgendes Zitat gefunden, welches wohl eine gute Erweiterung zu dem von dir Geschriebenen darstellt: „Wenn jeder alles von dem anderen wüsste, es würde jeder gerne und leicht verzeihen. Es gebe keinen Stolz mehr, keinen Hochmut!“
    (Hafis, 14. Jhdt.)

    • Antworten iane 24.01.2021 at 16:48

      Oh ja, lieber Roger, das ist tatsächlich eine sehr schöne Ergänzung zu meinem Beitrag! Es ist zwar schon ein Weilchen her, dass es gesagt wurde 😉 ABER ich glaube, es wäre jetzt mehr denn je an der Zeit danach zu leben – auch wenn wir nie alles von unserem Gegenüber wissen werden. Doch am Ende des Tages geht es sowieso immer nur die eigene Einstellung, also warum nicht einfach so tun, als wüssten wir alles…?!
      Ein positiver Gedanke mehr für mich – DANKE dafür, dass Du den in mir sozusagen „gesät“ hast.

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