Glückliche Erbsen

Bespaßung: Wie viel Spaß darf’s denn sein?

30.08.2019
Bespaßung

Als ich mir vor einigen Wochen die ersten Gedanken zu diesem Thema gemacht habe, bin ich an einem verregneten Samstag zuhause vor dem Computer gesessen, um mir Notizen für eben diesen Beitrag zu machen. Irgendwie aber hat das nicht funktioniert und so bin ich auf Facebook hängen geblieben. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Genau das ist Bespaßung! Ich hätte natürlich auf der Couch liegen, ein Buch lesen oder einfach gar nichts tun können. Wäre das dann auch schon ein Fall von Bespaßung gewesen? Oder anders gefragt: Was fällt eigentlich alles unter Bespaßung? Und ist sie gar so schlecht, wie ihr Ruf, der zumindest in meinen Ohren mitschwingt?

Ein Beispiel: Wir waren gerade im wunderbaren Norden Deutschlands – erst Hamburg, dann weiter an die Ostsee nach Travemünde. Und jetzt frag ich mich: War es Bespaßung oder haben wir es uns beim aktiven Nichts-tun gut gehen lassen? Ich meine: Wir sind nicht 24 Stunden durch die Stadt gehetzt, haben allerdings jede Minute genutzt und ausgekostet, hatten es lustig und einfach nur frei (wie man hier im Ländle sagen würde). Abgesehen davon: Wäre es denn so schlimm, wenn man bei einem Städtetrip tatsächlich den Spaß in den Vordergrund stellt? Nein, oder? Klar ist der Urlaub zur Erholung da. Was aber, wenn man Kraft tankt, während man in einer Stadt herumläuft? Was wenn einen all die neuen Eindrücke inspirieren und richtiggehend energetisch aufladen?  

Solange das der Fall ist, kann ich persönlich nichts „Schlechtes“ daran finden. Anders ist das in meinen Augen, wenn man ohne Halligalli gar nicht mehr kann. Wenn einem schon beim Gedanke langweilig wird, dass man mal eine Stunde frei hat. Und ich möchte gar nicht behaupten, dass ich gut darin bin – im Nichts-tun! Aber ich werde zumindest besser darin, einen freien (halben) Tag zu genießen. Und ja, mag sein, dass man es ebenfalls Bespaßung nennen kann, wenn ich mich dann mit einem Buch auf die Couch oder den Balkon lege, wenn ich an trüben Tagen ein Puzzle mache oder – was wirklich sehr selten vorkommt – einfach mal den Fernseher einschalte. Und doch ist das meiner Meinung nach nicht dasselbe. Denn ich könnte (mittlerweile) auch ohne! 

Bespaßung zusammen

Kann es auch „zu spaßig“ sein? Vor allem Kinder scheinen von ihren Eltern ständig bespaßt zu werden. Und ohne, dass ich Kinderlose mir hier ein Urteil erlauben möchte, stell ich dennoch die Frage: Ist das wirklich nötig? Ich weiß nicht mehr, wie das bei mir war, denn ich gehöre zu den Menschen, die sich nur an sehr wenig aus ihrer Kindheit erinnern. Eines aber ist mir sehr wohl geblieben: Und zwar, dass ich ganz viel Zeit in meinem Zimmer verbracht habe, wo ich entweder mit meinen Barbies gespielt habe. Oder mir rund um meinen Schreibtisch mit der Leiter ein mehrstöckiges Haus gebaut habe. Oder mich in den Kasten gesetzt habe – wobei ich heute keine Ahnung habe, was ich da drin gemacht habe… vielleicht war’s der Keller meines Hauses?

Ich möchte nicht sagen, dass früher alles besser war. Im Hinblick auf diesen Bespaßungswahnsinn glaub ich allerdings sehr wohl, dass es so ist. Denn der hört ja bei den Kindern nicht auf! Heutzutage werden ja selbst Mitarbeiter bespaßt – Google macht Schule sozusagen. Wobei ich auch hier nichts schlecht reden möchte, denn es ist ja nicht schlecht, wenn man Mitarbeitern ein Arbeitsfeld zur Verfügung stellt, in dem sie sich wohlfühlen! Und doch gibt es da diesen Uralt-Spruch, den mein Opa schon immer gesagt hat: Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Und ich für meinen Teil vergnüg mich halt lieber außerhalb des Jobs – aber das ist sicherlich bei jedem anders.

Ein bisschen Spaß muss sein… Am Ende des Tages stellt sich für mein Dafürhalten schlichtweg die Frage: Wollen oder brauchen wir all das Entertainment? Müssen wir uns selbst bespaßen, wenn es von außen nicht passiert? Brauchen wir das, weil wir nicht mehr wissen, was wir mit uns selbst anfangen können? Sind wir uns selbst nicht genug? Haben wir Angst vor der Langeweile? Oder machen wir uns vielleicht sogar Sorgen, wohin uns unsere eigenen Gedanken führen könnten? 

Fragen über Fragen, für die ich mir in den kommenden Tagen wirklich mal Zeit nehmen werde – in aller Ruhe! 

Bespaßung in aller Ruhe

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