Vor zwei Jahren hab ich darüber geschrieben, wie wichtig Freunde sind. Wahre Freunde, die gekommen sind, um zu bleiben. Und so schön es ist, diese lieben Menschen in meinem Leben zu wissen, so sehr ist mir bewusst, dass es nur eine Person auf dieser Welt gibt, die tatsächlich mein bester Freund sein kann: nämlich ich.
„Eh scho wissen“, mag sich der eine oder andere nun denken. Und stimmt. Denn eigentlich wissen wir es ja. Die Frage ist nur: Bist Du wirklich Dein bester Freund? Gehst Du mit Dir selbst durch dick und dünn, in guten wie in schlechten Zeiten? Liebst Du Dich selbst, wie Du Deinen Nächsten liebst?
Bist Du Dir der Nächste? Es hat nichts mit meiner fehlenden Bibelfestigkeit zu tun, denn ich habe das Liebesgebot ganz bewusst „verkehrt herum“ geschrieben. Ich bin mir nämlich nicht so sicher, ob sich der Nächste darüber freut, wenn manch einer ihn so liebt, wie er sich selbst liebt. Oder sagen wir so: In meinem Fall wäre er damit viele, viele Jahre überhaupt nicht zufrieden gewesen. Zu meinem Glück hatte ich in all den Jahren, in denen ich laut-los nach Selbstliebe geschrien habe, Freunde an meiner Seite, die mich mehr geliebt haben, als ich mich selbst.
Warum wir so veranlagt sind, dass wir uns oft selbst mies behandeln, schlecht reden, kritisieren, klein machen und niederdeckeln, weiß ich nicht. Irgendetwas werden wir schon davon haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass es nur damit zusammenhängt, dass es heißt: Eigenlob stinkt… Was es übrigens nicht tut! Warum auch immer: Wer erst einmal herausgefunden hat, wie viel schöner das Leben ist, wenn man sein bester Freund ist, der versteht die Welt nicht mehr, warum er irgendwann aufgehört hat, sich eben dieser zu sein!
Nimm Dir Zeit für Dich. Die Freundschaft mit sich selbst gehört genauso gepflegt wie die mit anderen Menschen. Daher sollten wir so viel Zeit mit uns selbst verbringen, wie möglich – natürlich ohne dabei zum Einsiedler zu werden 😉 Ja, es tut gut, Freunde zu treffen und mit anderen Menschen zu plaudern. Doch es ist ebenso wichtig, mit sich „allein“ zu sein, die Ruhe zu genießen, seinen Gedanken nachzuhängen und – ja – zu diskutieren.
Was Letzteres betrifft, bin ich sowieso der Meinung, dass Du auch als Dein bester Freund ab und zu mal ein bisschen Selbstkritik üben darfst. Wobei die Betonung auf „ab und zu“ und „bisschen“ liegt. Und vor allem auf jener Bedeutung des Wortes Kritik, die besagt, dass es sich dabei um eine „prüfende Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten“ handelt. Ich meine: Wir dürfen ja wohl ehrlich zu uns sein, uns Fehler eingestehen, uns sagen, dass wir dieses oder jenes falsch gemacht haben und daraus lernen. Wir dürfen uns nur nicht selbst verurteile, uns anschreien oder die Kritik als Vorwurf verstehen. Und wir müssen wissen, wann genug ist. Hast Du das Haar in der Suppe gefunden und aufgeklärt, wie es da hineingekommen ist, dann nimm es heraus und stell sicher, dass keines mehr hineinkommt. Und dann lass es gut sein. Bei uns im Ländle würde man sagen: „Hör uf nochejassa.“ Zu Deutsch: Hör auf, über nicht mehr zu ändernde Dinge zu diskutieren.
Hab Dich lieb. Und das in meinen Augen wichtigste, wenn es darum geht, Dein bester Freund zu sein: Sprich liebevoll mit Dir. Und zwar 24/7, denn genau so lang, bist Du mit Dir zusammen – jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Untertags sind wir uns mitunter darüber im Klaren, dass wir mit uns selbst reden. Die meiste Zeit passiert das allerdings unbewusst – im Schlaf sowieso. Und eben für diese unbewussten Momente braucht es Übung im „Schön-Sprechen“. Mach es Dir also zur Gewohnheit, Dir gut und voller Selbstliebe zuzureden. Mach Dir selbst Mut und lob Dich. Glaub an Dich und vertrau Dir. Beschenk Dich und gönn Dir was. Folge Deinem Herzen und zeig Dich, so wie Du bist – zuerst Dir selbst und dann der ganzen Welt (das nächste ZEIG DICH-Seminar startet übrigens am 13. September 2019; Infos gibt’s hier).
In diesem Sinne: Auf Dich und Deinen besten Freund!
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