Glückliche Erbsen

Birth Strike: Warum wir keine Kinder haben

22.11.2019
Birth Strike

Immer mehr Frauen befinden sich im Birth Strike und verzichten der Umwelt zuliebe darauf, Kinder zu kriegen. Ich hab erst kürzlich über diese „Bewegung“ gelesen, die bereits im März für Schlagzeilen gesorgt hat. Da nämlich hat die britische Sängerin Blythe Pepino erklärt, dass sie sich aufgrund der Klimasituation – oder vielmehr Klimakrise derartige Sorgen mache, dass sie beschlossen habe, keine Kinder zu bekommen. Bei mir ist das anders – und auch wieder nicht…

Das Unmögliche akzeptieren. Ja, ich glaube auch, dass es unverantwortlich ist, Kinder in diese Welt zu setzen. Eine Welt, in der eine Naturkatastrophe die nächste jagt, mit immer schlimmeren Auswirkungen. Eine Welt, in der es unzählige Kriege gibt, die Menschen in ausgebombten Ruinenstädten zurücklassen oder sie zur Flucht zwingen. Eine Welt, in der die einen alles haben und die anderen nichts. Und doch habe ich mich nicht der Umwelt zuliebe gegen Kinder entschieden. Vielmehr mussten mein Geist und meine Seele akzeptieren, dass mein Körper entschieden hat, keine Kinder bekommen zu können.

Zumindest war das vor fast 15 Jahren der Fall. Damals war mein Körper schlichtweg nicht in der Lage, ein Kind in sich heranwachsen zu lassen – kämpfte er doch selbst ums Überleben. Dennoch war mein Kinderwunsch so groß, dass ich eine Hormonbehandlung durchgeführt habe. Wer das auch schon hinter sich hat, weiß: Schön ist anders. Die Enttäuschung war groß, als es nicht geklappt hat. Aber nach ein paar Wochen haben der Erbsenprinz und ich entschieden: Es soll nicht sein. Ob noch nicht oder überhaupt, würde sich zeigen. Wir haben beschlossen, unser Leben zu leben: Ein Leben als Paar. Ein Leben zu zweit. 

Aus einer Entscheidung wurde eine Lebenseinstellung. Und mittlerweile ist es so, dass wir keine Kinder wollen – wohl auch eine Form von Birth Strike. Wobei immer wieder mal der Wunsch in mir hoch kommt, Mama zu sein. Ich denke, das ist ganz natürlich. Schließlich bin ich eine Frau und die Natur hat nun mal vorgesehen, dass wir Kinder bekommen. Und wenn ich daran denke, welch wunderbare Beziehung ich zu meiner Mama hatte (und ich selbst gar nicht da wäre, wenn sie dieselbe Entscheidung getroffen hätte wie ich!), wird mir ein bisschen schwer ums Herz. 

Birth Strike 2

Und dann ist diese Sekunde vorbei und ich weiß, dass es gut ist, wie es ist. Einerseits weil ich vielleicht zu „egoistisch“ bin, um ein Kind zu bekommen. Ich liebe und genieße unser Leben, meine, unsere Freiheit. Andererseits ist es aber eben auch so, dass ich tatsächlich kein Kind in diese Welt setzen möchte, weil es mir Angst macht, was hier abgeht.

Also ja, in gewisser Weise bin ich ein Teil der Birth Strike Bewegung und trage dadurch dazu bei, die Klimabelastung zu minimieren. Kimberly Nicholas von der Lund Universität in Schweden und Seth Wynes von der University of British Columbia in Kanada haben nämlich herausgefunden, dass es wesentlich zum Umweltschutz beiträgt, wenn wir keine oder zumindest weniger Kinder bekommen – mehr noch als das Auto stehen zu lassen, nicht zu fliegen und sich fleischlos zu ernähren.

Es liegt an uns. Wenn es also positive Auswirkungen hat, dass ich keine Kinder habe und kriegen werde: Gut so. Doch ich werde mir jetzt nicht dank Birth Strike Bewegung den Umweltschutz auf die Fahnen schreiben. Denn kinderlos zu sein, war in meinem Fall keine Entscheidung für die Welt, sondern eine Entscheidung für mich, für uns. Gedanken über die Zukunft dieser Welt mache ich mir trotzdem – sehr viele sogar. Ich bin keine Aktivistin, lebe nicht plastik- oder autofrei und fliege nach wie vor in den Urlaub. Aber ich versuche zu vermeiden, wo es nur geht, kaufe keine unnötigen Sachen und ernähre mich regional und saisonal. Ich tu, was ich kann. Denn es liegt meiner Meinung nach einzig und allein an uns, dass es diese Welt noch länger gibt – egal, ob wir nun Kinder haben oder nicht. Wir müssen den Erwachsenen von morgen vorleben, wie es gehen könnte. Wir müssen lernen, auf kleineren Füßen zu leben, ansonsten wird es das Morgen nicht geben.

Keine Kinder zu kriegen ist keine Lösung. Wer sich schweren Herzens und der Umwelt zuliebe gegen eigene Kinder entscheidet, der könnte ja ein Kind adoptieren und ihm zeigen, wie man es besser macht. Doch das ist jedem seine Entscheidung – so wie es meine bzw. unsere Entscheidung ist, keine Kinder zu haben.

Gebärstreik

4 Kommentare

  • Antworten Gabi 22.11.2019 at 15:44

    In meinem Alter (60plus) hat sich dieses Thema schon längst erledigt. Ich – wir haben keine Kinder – ich wußte schon früh, daß ich nicht zur Mama tauge. Das hat nichts mit den heutigen Argumenten zu tun. Ich habe es auch nie bereut und beneide niemanden. Trotzdem bin ich sehr froh, daß mir meine Mama das Leben geschenkt hat – zu einer Zeit wo sie noch ganz jung und es alles andere als einfach für sie war. Wenn man sich jung gegen Kinder entscheidet, dann muß man auch im älter werden damit zurecht kommen und nicht plötzlich in das große Wehklagen verfallen – hätte ich und wäre ich …auch das habe ich schon des öfteren gehört .Natürlich ist es anders, wenn der Körper nicht mitmacht. Liebe Grüße Gabi

    • Antworten iane 22.11.2019 at 16:23

      DANKE!!!! für Deine Worte, liebe Gabi!
      Du sprichst mir damit wirklich aus dem Herzen. Obwohl man mittlerweile ja bis ins „hohe Alter“ Mama werden kann, hat sich das Thema für mich von der Hinsicht her auch schon fast erledigt – auch wenn ich „erst“ 40plus bin 😉 Aber eben: Es ist ja auch bei mir nicht erst seit „gestern“, sondern es war und ist eine Entscheidung, die schon viele Jahre her ist. Und ja klar, zu Beginn war es eine Entscheidung meines Körpers. ABER ganz ehrlich: Dies zu akzeptieren, ist mir nicht lange schwer gefallen. Wir haben sehr schnell gemerkt, dass es einfach gut ist, wie es ist.
      Alles kommt, wie es kommen soll – denke ich zumindest.
      Alles Liebe und noch mal danke!! Iane

  • Antworten Sabienes 28.11.2019 at 16:23

    Ich habe 2 Söhne und inzwischen auch einen Enkel und alle liebe ich samt Schwiegertöchter heiß und innig.
    Aber ich kann es gut verstehen, wenn man sich gegen Nachwuchs entscheidet. Ich halte auch gar nichts davon, wenn Leute mit Kindern anderen kinderlosen Ehepaaren mit fast schon religiösen Eifer wegen ihrem Unwillen zur Fortpflanzung verdammen. Das ist anmaßend, weil es jedem seine eigene Entscheidung ist.
    Ich musste mich auch mit der Frage auseinandersetzen, ob ich überhaupt Kinder bekommen kann. Hätte es nicht geklappt, wären wir ruckzuck in die Rolle der Lieblingstante und Lieblingsonkel geschlüpft.
    Oder auch nicht 😉
    LG
    Sabienes

    • Antworten iane 28.11.2019 at 18:11

      Was für wunderschöne Worte, die mich sehr berührt haben. Einerseits weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass man seine Kinder, Enkel und Schwiegerkinder von ganzem Herzen liebt. Ja wirklich, auch wenn ich keine Kinder habe, so kann ich es mir doch vorstellen (und weiß doch auch gleichzeitig, dass das, was ich mir da vorstellen, wahrscheinlich nicht an die Liebe herankommt, die Du als Mama empfindest!).
      Andererseits berühren mich Deine Worte aber auch deshalb, weil es eben genau das ist: Eine ganz persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen darf.
      Und genauso wenig wie ich anderen Paaren erklären möchte, dass es nicht gut ist, Kinder zu bekommen, ODER sie dafür „verurteile“, dass sie schon welche bekommen haben, genauso wenig möchte ich für unsere Entscheidung verurteilt werden. Und auch rechtfertigen wollte und will ich mich nicht müssen.
      Es ist so wie es ist – und so ist es gut.
      Und übrigens sind mein Mann und ich davon überzeugt: Hätte es bei uns doch noch geklappt, wären wir ganz tolle Eltern von einem ganz wunderbaren Kind oder vielleicht sogar mehreren Kindern geworden 😉
      Alles Liebe für Dich und die Deinigen! Iane

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