Glückliche Erbsen

Bussi, baba – Der letzte Weg meiner Mama…

19.01.2018
Bussi, baba Buch

Neun Jahre sind vergangen, seit ich das letzte Mal „Bussi, baba“ zu Mama gesagt habe. Neun Jahre, in denen es keinen einzigen Tag gab, an dem ich nicht an sie gedacht habe.
In der ersten Woche, nachdem Mama gestorben ist, habe ich noch genau so funktioniert wie in den Wochen zuvor. Dann brach ich zusammen, konnte nicht mehr. Plötzlich – so als ob es mir davor nicht klar gewesen wäre – wusste ich, dass ich Mama nie mehr wieder umarmen werde können, dass ich nie mehr wieder ihre Stimme hören werde, ja, dass sie tot war. Ich war körperlich am Ende, wurde krank und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Ich hatte das Gefühl, als würde mich der Schmerz innerlich auffressen.
Es hat lange gedauert, bis mir nicht jeden Tag oder bei jedem Gedanken an Mama die Tränen kamen. So stark ich zuvor war und so sehr ich auch verstanden habe, dass es so besser war, dass es gut war, dass Mama so schnell sterben konnte, so wenig konnte ich gegen die Trauer ankämpfen. Ich stellte und hängte überall Bilder von Mama auf, zog ihren Morgenmantel an, obwohl er mir viel zu groß war. Ich roch immer wieder an ihren Seidentüchern und Kleidern. Ich dachte, dass es mir gut tun würde, wenn ich all diese Erinnerungen an Mama um mich habe. Doch irgendwann war mir bewusst, dass ich gerade deshalb so sehr gelitten habe.

Ich glaube nicht, dass man zu viel trauern kann. Jeder tut das auf seine ganz persönliche Art und Weise. Und mein Weg war nun mal dieser. Als ich dann all die Erinnerungen – bis auf ganz wenige – in eine Schachtel räumte und in den Keller brachte, kam der Schmerz noch einmal hoch und gleichzeitig fühlte ich eine große Erleichterung in mir.
Auch heute kommen mir hin und wieder die Tränen. Doch ich hab Frieden geschlossen – damit, dass Mamas Körper viel zu früh hat gehen müssen und ich „nur mehr“ ihren Geist und ihre Seele um mich habe. Immer öfter entdecke ich Züge von ihr an und in mir: mein Lachen, manche Bewegungen, Dinge, die ich sage. Und wenn man mir sagt, dass ich ihr ähnlich schaue, freue ich mich wie ein kleines Kind. Denn erstens war sie eine wunderschöne Frau und zweitens weiß ich, dass die Menschen tatsächlich Mama in mir sehen. 

Diese Zeilen stammen aus dem Nachwort zu meinem Buch, das es jetzt als Taschenbuch und eBook auf Amazon gibt. „Bussi, baba“ ist mein Tagebuch, das ich während den nicht einmal drei Monaten geschrieben habe, in denen ich meine Mama auf ihrem letzten Lebensweg begleiten durfte. Ich bin unendlich dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, mit ihr diesen Weg zu gehen – obwohl er schmerzhaft, anstrengend, alles andere als leicht und einfach nur traurig war. In gewisser Weise aber war er auch wunderschön und ich würde es immer wieder machen. Wer eine derartige Situation selbst schon einmal erlebt hat, weiß, wovon ich spreche.

Bussi, baba Mama

Eines ist mir noch wichtig…
Als ich im Herbst 2017 beschlossen habe, dieses Tagebuch im Eigenverlag herauszubringen, stand ich vor der „Herausforderung“, es noch einmal zu lesen, es sozusagen selbst zu lektorieren. Und ja, es tat weh. Doch es war nicht mehr „mein Schmerz“. Ich trauerte mit einer jungen Frau, die ich sehr gut kannte und deren schmerzvolle Last ich sehr gut nachvollziehen konnte. Eine Frau, die ich heute aber nicht mehr bin. Ich bin gewachsen. Vielleicht bin ich sogar „erwachsen“ geworden – was immer das heißen soll. Auf alle Fälle aber bin ich nicht mehr die Frau, die dieses Buch geschrieben. Und das ist gut so!

Auch das ein Absatz aus dem Nachwort. Der Rest steht im Buch, das Du HIER bestellen kannst! Vielleicht möchtest Du es selbst lesen. Vielleicht magst Du es einem lieben Freund empfehlen oder schenken. Vielleicht ist jetzt interessant, vielleicht irgendwann einmal. Wie auch immer: Wenn mein Buch ein Beitrag sein kann, dann macht all das zumindest im Nachhinein ein bisschen einen Sinn…

Bussi, baba

MerkenMerken

2 Kommentare

  • Antworten Anja 22.01.2018 at 21:42

    So schön geschrieben. Es tut mir wirklich sehr leid, dass du deine Mama schon so früh verloren hast. 🙁
    Ich persönlich habe wirklich Angst vor diesen Tag. . .

    • Antworten iane 23.01.2018 at 07:12

      Danke liebe Anja!
      Ja, es war zu früh – obwohl es glaub immer zu früh ist. Ob man Angst davor haben „muss“, weiß ich nicht… Ich meine: Wir sind so stark mit unseren Mamas verbunden, dass sie immer bei uns sind. Ich jedenfalls spür das jetzt: Mama ist bei mir – jederzeit! Und das ist auch schön – obwohl ich alles dafür geben würde, dass ich sie auch umarmen könnte…
      Ändern können wir es sowieso nicht. Nur die Zeit jetzt kannst Du genießen. Stell Deiner Mama Fragen, die Du ihr unbedingt stellen möchtest. Verbring so viel Zeit mit ihr, wie Du verbringen möchtest. Das ist alles, was ich sagen kann.
      Alles Liebe

    Hinterlasse eine Antwort

    Zeitlimit abgelaufen. Bitte neu laden.