Ich hab immer einige Themen im Kopf und mach mir einen Plan, worüber ich als nächstes schreiben werde. Und an sich war der September auch schon durchgeplant. Aber erstens kommt es anders… Wobei ich mir schon gedacht habe, dass mein letzter Beitrag polarisiert. Dass er allerdings in einigen Facebook-Gruppen einen derartigen Shitstorm auslöst, war mir nicht klar. Das mag naiv sein. Doch es ist, wie es war. Vor allem aber hat es mich zum Nachdenken gebracht: und zwar über den Umgang, den wir in den sozialen Medien miteinander pflegen. Über das schnelle Niederschreiben noch schnellerer Gedanken. Kurz: Über die digitale Kommunikation.
Doch eins nach dem anderen. Im ersten Moment nämlich wurde die Maske zum Maulkorb. Ich konnte nicht mehr reagieren und mir war so gar nicht danach, überhaupt wieder zu schreiben. Ich habe mich zurückgezogen, mich in der Küche vergraben, und geschwiegen. Und nein, ich brauch‘ jetzt kein Mitleid. Ich möchte nur zeigen, dass das, was da auf mich eingeprasselt ist, weh getan hat. Mir war klar, dass nicht jeder meine Meinung teilen würde. Allerdings habe ich mit meinen Worten niemanden angegriffen, sondern einfach nur offen und ehrlich gesagt, was ich denke. Das mag dem einen gefallen, dem anderen nicht. Aber es war und ist nun mal meine Meinung. Und ich bin schlichtweg davon ausgegangen, dass eine Diskussion möglich wäre. Heute weiß ich, dass das nicht der Fall ist. Größtenteils zumindest.
Ein paar Tage später jedenfalls wollte ich zur Tagesordnung übergehen und über das nächste geplante Thema schreiben. Ging aber nicht. Ich konnte nicht so tun, als wäre nichts passiert. Dabei wollte ich eigentlich gar nicht mehr Bezug nehmen auf meinen letzten Beitrag – aus Angst, der mittlerweile abgeflaute Sturm könnte wieder Fahrt aufnehmen. Doch ich habe gemerkt, dass es mich nicht loslässt – weniger das Thema, sondern vielmehr die Art, wie darauf reagiert wurde. Und wenngleich derzeit wohl über fast nichts so heftig und so konträr diskutiert wird wie über Corona, zeigt es meiner Meinung nur die Spitze des Eisbergs mit dem Namen Digitale Kommunikation.
Gleich vorweg: Ich bin ein Fan von digitalen Möglichkeiten – vom E-Mail bis zu Whatsapp, von Facebook bis zu Xing, von Skype bis zu Zoom. Allerdings glaube ich, dass wir nie wirklich gelernt haben, damit umzugehen. Ein Mail zu schreiben, ist etwas komplett anderes, als einen Brief zu verschicken. Bei Letzterem müssen wir uns Zeit nehmen, mailen geht meist nebenbei – sofern man es nicht als gelesen irgendwo im Posteingang vergisst. In den sozialen Medien ist die Anonymität derart groß, dass oft vergessen wird, dass da tatsächlich ein Mensch hinter dem Profilbild sitzt. Es nimmt also gar nicht mal so sehr Wunder, dass die Kommentarfunktion zum Teil gänzlich unüberlegt genutzt, hier ein Daumen, dort ein Herzchen oder manchmal ein vor Wut schäumendes Emoticon hinterlassen wird. Und oft reagiert man gar nicht, weil man seine Meinung nicht öffentlich zeigen möchte.
Ich akzeptiere jede Reaktion und jede Meinung. Wirklich. Es hat lange gedauert, bis ich das gelernt habe. Und ich lerne nach wie vor jeden Tag aufs Neue, dass ich jede Meinung und jede Reaktion annehmen kann – vorausgesetzt sie prügelt mich, mein Tun, mein Sein und mein Leben nicht mit Worten, schon gar nicht aus der untersten Schublade. Und genauso wie ich mir mein Recht auf Meinungsfreiheit nicht nehmen lasse, so möchte ich das niemand anderem verwehren. Hinter all den Kommentaren, die meinen letzten Beitrag derart kritisiert haben, stecken Menschen, die allesamt ihre eigene Geschichte mitbringen – so wie ich die meine. Dabei geb‘ ich gern zu, dass ich oft anderer Meinung bin – nicht nur, was Corona betrifft. Und ja, da muss ich mich dann durchaus zurücknehmen, um nicht zu bewerten, sondern einfach nur zu akzeptieren. Wie gesagt: Ich lerne jeden Tag dazu.
Digitale Kommunikation unterscheidet sich nicht gänzlich von jener in der realen Welt. Doch wir müssen sie trotzdem als etwas anderes betrachten und entsprechend lernen, sie anzuwenden. Ich jedenfalls werde in meiner Arbeit als Kommunikationsberaterin vermehrt darauf eingehen und auch hier in Zukunft öfter darüber schreiben. Wen das interessiert, der trägt einfach in der Sidebar rechts seine E-Mail-Adresse ein, bestätigt und bekommt ab sofort Erbsen-Post, wenn ein Beitrag online geht. Facebook, Instagram oder Bloglovin (Follow my blog with Bloglovin) gehen natürlich genauso.
Keine Kommentare