Glückliche Erbsen

Drei Affen, die nichts Übles wollen…

05.01.2018
Drei Affen - ich seh nichts

Spätestens seit es Smartphones gibt, sind drei Affen, die sich Augen, Ohren und Mund zuhalten, wohl den meisten bekannt. Da nämlich kommen sie super-süß als Emoticons daher. Das Äffchen mit der Hand vor dem Mund schick ich selbst gern hinterher, wenn ich mir denke: „Ups! Darf ich das denn überhaupt schreiben?!“ Die anderen beiden waren mir allerdings immer ein bisschen suspekt. Ich meine: Helmi hat ja nicht umsonst „Augen auf, Ohren auf…“ gesungen. Vor was also soll ich mich verschließen?

Japanische Affen. Dass es die drei Affen schon viel länger als die smarten Phones gibt, war mir klar. Nicht jedoch, dass sie ihren Ursprung sehr wahrscheinlich im japanischen Koshin-Glauben haben. Demnach soll man, wenn man gesund bleiben möchte, nichts Böses tun. Die Entscheidung, ob und mit welcher Krankheit man für seine schlechten Taten bestraft wird, liegt beim Gott Ten-Tei. Zu ihm steigen nämlich alle 60 Tage in der sogenannten Koshin-Nacht die drei Sanshi auf – das sind Würmer bzw. bakterienähnliche Wesen, die unseren Körper bewohnen. Und die berichten Ten-Tei eben von den guten und schlechten Taten. Ganz „Gerissene“ machen in den Koshin-Nächten einfach durch, denn die Sanshi steigen nur dann zu Ten-Tei auf, wenn wir schlafen.

Ich seh nix, hör nix, sag nix? Bevor es jetzt zu „mystisch“ wird, stellt sich mir die Frage: Was ist mit „Böses tun“ überhaupt gemeint? Und was hat das mit den drei Affen zu tun?
Im Japanischen heißt es: „mi-zaru, kika-zaru, iwa-zaru“, was übersetzt in etwa bedeutet „nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“. Ob man darunter nun versteht, dass Diskretion, Zurückhaltung und Verschwiegenheit Tugenden sind, oder ob man es als Wunsch oder Bitte interpretiert, von bösen Einflüssen – visuell, auditiv und verbal – verschont zu bleiben, macht glaub keinen Unterschied.
In meinen Augen geht es vielmehr darum, dass wir uns der Tatsache bewusst sind, DASS wir mitunter mit bösen Dingen (und Menschen!) zu tun haben, DASS wir manchmal dem Übel über den Weg laufen, dass es aber in unserer Macht steht, ob wir uns diesen Dingen, Situationen und Menschen gegenüber öffnen.

Drei Affen - ich hör nichts

Wie übel ist es? Für mich macht es schon lange keinen Sinn mehr, mir die Nachrichten im Fernsehen anzuschauen oder mich in den Zeitungen darüber zu informieren, was alles Schlimmes und Schreckliches auf der Welt passiert. Das hat nichts damit zu tun, dass ich die Augen verschließe oder wegschaue, wo ich hinschauen sollte. Es hat auch nichts mit Ignoranz, Desinteresse oder Naivität zu tun. Es gibt einfach Dinge, die ich nicht ändern kann.
Sehr wohl aber kann ich meine eigene Welt ändern. Ich kann in meinem eigenen Umfeld Gutes tun. Ich kann dafür sorgen, dass es mir und den lieben Menschen um mich herum gut geht. Kann gesunde Speisen aus guten Lebensmitteln kochen, täglich auf die Yogamatte steigen und hier auf den Erbsen über Themen schreiben, die auch anderen wichtig sind und dadurch vielleicht ein Beitrag sein.
Wobei mir natürlich klar ist, dass manchmal Dinge passieren, vor denen man die Augen nicht verschließen kann. Üble Dinge, mit denen man sich auseinandersetzen muss, weil sie einen selbst, das eigene Leben oder geliebte Menschen betreffen. Böse Dinge, die man nicht ändern kann und auf die man keinen Einfluss hat. Ja, da kann man dann nicht den Kopf in den Sand stecken. Allerdings liegt es an einem selbst, wie man mit dem Übel umgeht, und ob man es zulässt, dass bzw. wie es das eigene Leben bestimmt. So betrachtet, ist es also doch wieder meine Entscheidung, es den drei Affen gleichzutun und mir Augen, Ohren und Mund zuzuhalten, wenn es mir zu viel wird.

Und wie kamen eigentlich die Affen ins Spiel? Das Wort „zaru“ (deutsch: nicht) aus dem weiter oben genannten japanischen Sprichwort klingt ähnlich wie die japanische Bezeichnung für Affe –„saru“. Und so kam’s, dass Mizaru, der Affe, der seine Augen bedeckt, um kein Übel zu sehen, wurde, Kikazaru, der Affe, der seine Ohren zuhält, um kein Übel zu hören, und Iwazaru, der Affe, der seinen Mund verschließt, um kein Übel zu sprechen.

Drei Affen - Ich sag nichts

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