Fake it till you make it. Für viele ist das undenkbar! Das könne man ja nicht machen. Das sei nicht ehrlich, nicht authentisch, sondern eine Lüge, Täuschung oder sogar Betrug. Fake you – geht gar nicht.
Ich sage: Doch, das geht. Vorausgesetzt natürlich, man verspricht nicht das Unmögliche. Wir können die Sterne nicht vom Himmel holen, die Sonne scheinen lassen, wenn es wieder mal wie aus Kübeln schüttet, oder uns an einen anderen Ort beamen – auch wenn es uns manchmal noch so sehr gefallen würde. Und wer das englische fake mit Schwindel übersetzt, ist tatsächlich ein Hochstapler.
Fake heißt aber genauso Imitation. Wie also wäre es, wenn wir Eigenschaften, Kompetenzen, Verhaltensweisen usw. imitieren, die wir gerne hätten? Wenn wir nämlich so tun, als ob, agieren wir auch nach außen hin anders – so als wären wir schon an eben diesem Punkt angelangt. Wir können etwas nachahmen, bis wir es wahrhaftig sind. Wenn wir uns so zeigen, wie wir sein möchten, setzen wir den ersten Schritt in Richtung Veränderung – vom fake you zum real you.
Es geht mir nicht darum, dass wir Dinge vorgaukeln, die nie und nimmer sein können, nur damit wir irgendetwas bekommen oder erreichen. Das ist falsch. Wenn ich fake it sage, meine ich, dass wir uns durch unsere innere Einstellung in eine entsprechende Richtung bewegen sollen. Wir können beispielsweise unser Selbstvertrauen stärken, indem wir uns selbstsicherer verhalten. Um zu wissen, wie Letzteres geht, kann man sich von denjenigen eine Scheibe abschneiden, bei denen man sich denkt: „Unglaublich wie selbstbewusst der ist?!“ Übrigens: Es steht auf einem anderen Blatt geschrieben, ob derjenige wirklich so selbstbewusst ist, wie er sich gibt.
Glaub dran. Veränderung findet nur in uns selbst statt. Entscheidend ist allerdings, dass wir es wollen und es uns zutrauen. Wer nicht daran glaubt, dass er selbstsicher, erfolgreich, glücklich oder was auch immer sein kann, der wird ein fake you bleiben. Das hat mit Glaubenssätzen zu tun, die wir oft ganz unbewusst entwickelt haben, schon seit unserer Kindheit in uns tragen und mitunter von unseren Eltern übernommen haben. Negative Glaubenssätze wie „Ich kann das nicht.“, „Ich bin es nicht wert.“, „Das schaffe ich nie.“ sind zwar massiv, aber nicht in Stein gemeißelt. Entsprechend können wir sie durch positive Glaubenssätze ersetzen. In erster Linie schlicht und ergreifend, indem wir sie innerlich umschreiben – also: „Ich kann das.“, „Ich bin es wert.“, „Ich schaffe das.“ Klingt zu einfach? Ja, manchmal ist es wirklich (etwas) schwieriger. Vielleicht aber steckt dahinter ja auch ein Glaubenssatz, denn: Es muss nicht zwingend schwer sein 😉
Obwohl: Ganz so schwuppdiwupp von heute auf morgen geht’s eh nicht. Es braucht schon ein bisschen, bis wir es uns selbst glauben. Apropos: Was wir glauben, ist sehr subjektiv. Soll heißen: Was für Dich richtig ist, muss für mich nicht stimmen. Doch wenn es sich für mich gut anfühlt, Sinn ergibt und mir wichtig ist, dann werde ich daran glauben.
Mensch werden. Es geht im Übrigen auch nicht darum, jemand anders zu werden. Abgesehen davon, dass ich bezweifle, ob das überhaupt möglich ist, wäre das wirklich unauthentisch – oder: real fake you. Wenn ich sage fake it till you make it, geht es darum, dass wir uns einer vermeintlichen Schwäche bewusst werden, von der wir meinen, dass Handlungsbedarf besteht. Dann können wir diese Schwäche ausgleichen, indem wir zuerst einmal den damit zusammenhängenden Glaubenssatz ändern. Und im nächsten Schritt legen wir jene Eigenschaften an den Tag, die es braucht, damit wir schlussendlich so sind, wie wir werden können.
Wer so einen Prozess einmal in Gang gesetzt hat, wird auf diesem Weg bleiben. Das Leben ist Veränderung und ein beständiges Werden. Oder um den von Rosemarie Rizzo-Parse geprägten Begriff zu verwenden: Der Mensch ist ein human becoming – kein human being. Wir sind mehr als die Summe unserer Teile, ein komplexer Organismus, umgeben von einer komplexen, dynamischen und sich stetig verändernden Welt. Je mehr wir uns dieser Tatsache bewusst sind, uns damit auseinandersetzen, umso mehr heißen wir Veränderung willkommen. Am besten starten wir damit bei und in uns selbst – fake your real you!
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