Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Und das ist schon ein wesentlicher Fortschritt, denn vor einigen Wochen hätte ich noch geschrieben: Ich bin DIE Ungeduld in Person. Wenn etwas nicht sofort und gleich passiert – oder noch besser gestern geschehen ist, werde ich unrund. Besonders schlimm ist es, wenn ich selbst nichts tun kann. Wenn es nicht in meiner Macht steht, dass dieses oder jenes erledigt wird. Wenn ich auf Antworten und Rückmeldungen warte und mir nur das Drehen meiner Däumchen bleibt. Nein, Geduld ist nicht wirklich mein Ding.
Wie geht Geduld? Mir ist sehr wohl bewusst, dass man nichts erzwingen kann und dass man manchmal schlichtweg akzeptieren muss, wenn man an einer Situation nichts ändern kann. Trotzdem versuche ich es hin und wieder – und geh dann nicht nur mir selbst auf die Nerven, sondern auch meinem Umfeld. Während ich nämlich ungeduldig auf etwas warte, rede ich oft und viel darüber und male mir alle möglichen Szenarien aus. Und so nimmt das „Ungeduldsdrama“ seinen Lauf – in meinem Kopf wohlgemerkt.
Und weil mir das gar nicht gut tut, bin ich seit Anfang des Jahres auf der Suche nach mehr Geduld. Ich habe Menschen gesucht, die geduldig durchs Leben spazieren. Habe sie gefragt, was sie tun, wenn sie mal vor verschlossenen Türen stehen, wenn sie nicht mehr weiterkommen. Und recht schnell war klar: Auch geduldige Menschen kennen Ungeduld. Allerdings gehen sie anders damit um.
Es nützt jetzt nichts – sagt beispielsweise der Erbsenprinz immer zu mir, wenn ich mal wieder vor Ungeduld zapple. Früher hätte ich ihn dafür auf den Mond schießen können. Heute weiß ich: Er meint das tatsächlich so. Unter anderem weil er es zu sich selbst sagt. Und er hat ja recht: Manchmal kann man einfach nichts (mehr) machen. Irgendwann ist man an einem Punkt, an dem man selbst nicht mehr weiterkommt. Und dann nützt es eben nichts – weder Zeit damit zu verbringen, dieses oder jenes zu versuchen, noch sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Letzteres schon gar nicht.
Das heißt aber nicht, dass man das ungelöste Problem „vergisst“. Vielmehr speichert man es ab, behält es in gewisser Weise im „Hinterkopf“. Kleiner Tipp (schon alleine, um nachts besser schlafen zu können): Schreib’ es irgendwo auf.
Natürlich wird man immer wieder mal daran denken – schließlich neigen ungelöste Dinge dazu, sich von Zeit zu Zeit bemerkbar zu machen. Und vielleicht hat sich dann schon etwas getan und man kann frohen Mutes weitermachen. Vielleicht aber muss man sich noch mal sagen: Es nützt jetzt nichts. Und legt es wieder ab, im Hinterkopf. Irgendwann wird es eine Lösung geben – wenn es sich nicht eh von selbst gelöst hat.
Üben, üben, üben. Dieses Spiel mit der Geduld ist nur eine von vielen Strategien, die ich in den vergangenen Monaten kennenlernen durfte. Doch sie beinhaltet für mich die Quintessenz geduldiger Menschen: Diese nämlich vertrauen darauf, dass es – wenn die Zeit reif ist – eine Lösung gibt und sei es, dass sie darin besteht, dass sich die Dinge von selbst regeln. Außerdem wissen sie, dass sie nicht immer alles selbst machen müssen bzw. können. Sie ruhen in sich selbst, haben Selbstvertrauen, hören auf ihren Bauch und ihr Gefühl.
So sehr mich dieses „Es nützt jetzt nichts“ früher genervt hat, so oft hab ich es seither schon selbst verwendet – auch anderen gegenüber. 😉 Damit dieser Satz aber die eh schon angespannten Geduldsfäden nicht hat reißen lassen, hab ich auch erklärt, warum ich das sage. Manchmal muss man den Dingen einfach seinen Lauf lassen, ihnen Raum geben und einen Schritt nach dem anderen tun. Und manchmal besteht der nächste Schritt darin, sich hinzusetzen, durchzuatmen, dem Universum Zeit zu geben und sich in Geduld zu üben.
2 Kommentare
Als Gott die Geduld verteilte, stand ich hupend im Stau. 😛 Dieser Satz passt so gut zu mir… hahaha. Ich bin auch so ein unglaublich ungeduldiger Mensch. Ich versuche daran zu arbeiten…
Für Tipps bin ich offen 🙂
Schönen Feiertag dir. Lg Anja
Na ja, Du könntest Dir vorstellen, dass die Hupe immer wieder gehupt hat: Es nützt jetzt nix! 😀
Und wenn Du Dir das immer wieder vorstellst, dann bleibt Dir wahrscheinlich nichts anders über, als zu lachen (als ich muss grad lachen, wenn ich mir das so vorstelle). Und die Moral von der Geschicht: Hupen hilft auch nicht 😉
Alles Liebe und feinen geduldig-genügsamen freien Tag, liebe Anja!