…oder: Der Schwindel meines Lebens – Teil IV
Vor zweieinhalb Monaten ist der Schwindel wieder in mein Leben zurückgekehrt. Unglaublich wie die Zeit vergeht! Zum Glück fühl ich mich mittlerweile aber schon viel, viel besser – es gibt sogar Tage, an denen ich gar nichts mehr von meinem aus dem Gleichgewicht geratenen Gleichgewichtssinn mitbekomme. Und doch vergeht fast kein Tag, an dem ich mir nicht Gedanken darüber mache, fast kein Morgen, an dem ich nicht mit der Frage aufstehe: „Dreht sich heute wieder alles?“ Meist ist das nicht der Fall. Aber meist ist eben nicht immer und so gibt es sehr wohl Tage, an denen sich meine Welt wieder ein bisschen mehr dreht. Letzte Woche zum Beispiel: War ich in geschlossenen Räumen und unter Menschen, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen, manchmal hab ich sogar am ganzen Körper gezittert, ich konnte mich nicht konzentrieren, war ständig müde und mir war – wie sollte es anders sein – schwindlig. Natürlich war mir irgendwie klar, dass es auch einfache eine harmlose, kleine Magenverstimmung sein kann (was auch so war!). Doch die Angst, dass der Schwindel wieder so richtig zurückkehrt, war größer.
Eine Angst, mit der ich eigentlich seit über einem Jahr lebe – also seit dem Tag im August 2015, an dem mich der Schwindel das erste Mal so heftig durchgebeutelt hat, dass ich ins Krankenhaus gefahren und eine Woche geblieben bin. Es ist nicht so, dass ich seither jeden Tag die Angst vor dem Schwindel verspüre. Aber wenn es mir halt mal nicht so gut geht, weil ich beispielsweise gesundheitlich ein bisschen angekratzt bin, zu viel um die Ohren habe, mich die Jahreszeit müde macht oder mir das Wetter zusetzt, dann kommt sie wieder hoch die Angst. Und ja, dann kann es schon sein, dass ich aus einer angeschlagenen Mücke einen zwar kleinen, doch auf jeden Fall kranken Elefanten mache.
Die Frage ist: Bin ich deshalb ein Hypochonder? Nein. Mir ist klar, dass wohl nur die wenigsten eingebildeten Kranken jetzt laut und deutlich „JA“ schreien würden. Trotzdem bleib ich bei meinem „Nein“. Es ist nämlich nicht so, dass ich seit mindestens einem halben Jahr davon überzeugt bin, dass ich an einer ernsthaften Krankheit leide, obwohl wiederholte Untersuchungen keine ausreichende körperliche Erklärung erbracht habe – so liest man etwa auf netdoktor.de. Ich meine, bei mir geht das ja schon länger 😉 Spaß beiseite! Ich bin nicht zermürbend krankheitsängstlich und betreibe auch kein „Doctor-Hopping“, obwohl wahrscheinlich nicht viele gesunde Menschen jeden Monat zum Arzt gehen – ich schon. Aber mir tut die Akupunktur bei meiner TCM-Ärztin einfach gut. Genauso wie es mir mit meinen TCM-Kräutern besser geht, denn sie geben mir Energie. Und es ist nun mal so, dass mein Körper leider schon recht viel davon verbraucht hat, ich hab ihm nämlich schon sehr viel abverlangt – so haben wir zum Beispiel gemeinsam die Magersucht bewältigt. Doch das gestörte Verhältnis zum Körper wie auch zum Essen ist mehr als zwei Jahrzehnte geblieben. Heute geht es mir (in der Hinsicht) gut, allerdings geht so eine lange Zeit nicht spurlos an einem vorüber. Ich sag immer: Ich habe meinen Körper über 20 Jahre lang unterernährt – kein Wunder, dass er heute noch daran knabbert.
Trotzdem bin ich kein Hypochonder, denn ich weiß, dass ich an sich gesund bin – und dafür brauch ich keinen Arzt, keinen Befund und kein Attest. Ich weiß allerdings auch, dass ich mit meinen Reserven haushalten muss, dass ich eben nicht so belastbar bin, wie ich das manchmal gerne hätte (oder wie es die Gesellschaft von einem verlangt). Ich weiß, dass mir manchmal die Energie ausgeht – und dann wird mir schwindlig. Und obwohl ich das alles weiß und es mittlerweile ok finde, überrascht es mich doch immer wieder und ich mache mir sorgenvoll-ängstliche Gedanken, was, wenn…
Nun gut, sagen wir Diagnose: Teilzeit-Hypochonder – damit kann ich leben 🙂
6 Kommentare
Klasse Bericht!
Ich denke jeder Mensch mit chronischer Erkrankung und Symptomatik kann dies voll unterschreiben und nachvollziehen. Mir geht es genauso. Ich habe an manchen Tagen, wenn mich meine kranken Beine nicht so recht tragen wollen auch diese Angst, dass wieder was passieren könnte. Und dennoch, müssen wir damit umzugehen wissen und das Leben so gut es geht genießen ;-). Mir hilft das Bloggen sehr dabei. Und so tolle Artikel wie dieser hier!
DANKE liebe Nadine! Es ist schön, wenn man einfach verstanden wird, ohne viel Worte dafür zu brauchen (denn ich glaub, wir wissen beide, dass wir hierzu noch viel mehr sagen könnten 😉 ). Und Du hast recht: Das darüber-schreiben hilft und bringt mir auch immer wieder neue „Erkenntnisse“. Alles Liebe und viele gute Tage!
Liebe Iane! Dein neues Blogdesign ist wirklich toll geworden!! Mach weiter so!
DANKE liebe Nadine! 🙂
Der Webnerd sagt: netdoktor et al. leisten Hypochondrie, artifizeller Störung und Münchhausensysndrom kräftig Vorschub. Wer sich nach intensiver Lektüre dieser DIY-Anamnese-Seiten noch gesund fühlt, fühlt möglicherweise gar nichts mehr… http://www10.pic-upload.de/05.04.13/4vbm6eaksd16.jpg 😉 😀
…na in dem Fall: Gute Besserung 😉