Es ist klein aber von großer, mitunter sogar von immenser Bedeutung. Es darf in keinem Text fehlen und wird doch viel zu oft weggelassen – aus Unwissenheit oder Ignoranz? Als Flüchtigkeitsfehler getarnt oder schlichtweg aus purer Schlampigkeit? Warum auch immer, Tatsache ist: Es wird gar nachlässig, sorglos und leichtsinnig umgegangen mit dem Komma, das bei uns in Österreich übrigens nach wie vor Beistrich genannt wird. „Nach wie vor“ weil der Dichter Philipp von Zesen das altgriechische Komma im 17. Jahrhundert zum Beistrich eindeutschte. Während die Deutschen und Schweizer mit der Zeit allerdings wieder zum Komma zurückgekehrt sind, haben wir Österreicher uns anscheinend gedacht: „Passt scho!“
Kleiner Strich ganz groß. Natürlich muss man es nicht so genau nehmen, wie der Deutschlehrer damals in der Schule, als uns jedes fehlende, zu viel oder falsch gesetzte Komma der schlechteren Note ein Stückchen näher gebracht hat. Mir ist auch klar, dass die Welt nicht untergeht, wenn ein Satz mal ohne Beistrich auskommt, obwohl er einen solchen bitter nötig hätte. Und dass es mir in der Seele weh tut, wenn ich einen Text durchlese, in dem etliche Kommafehler stecken und ich am liebsten gleich auf Korrekturmodus schalten würde, ist sicherlich mein ganz persönliches Dilemma 😀
Dennoch hat das Komma seinen Sinn – ansonsten könnte man ja darauf verzichten. So kann es (verschachtelten) Sätzen eine Struktur verpassen, Aussagen verständlich machen, Aufzählungen aneinanderreihen, Hauptsätze von Nebensätzen, Beisätzen oder Nachstellungen trennen – wobei ich für Letztere lieber einen Bindestrich verwende (wie eben 😉 ). In jedem Fall kann der kleine Strich ganz schön viel für seine Größe, finde ich.
Woran liegt’s? Es mag (zu) weit hergeholt sein, aber ich frag mich trotzdem: Warum ist das so, dass der Beistrich (zu) selten gesetzt wird? Oder ist es eine neumodische Erscheinung und er wird erst in jüngster Zeit derart vernachlässigt? Hat es damit zu tun, dass in unserem Alltag alles schnell(er) gehen muss, dass keine Zeit mehr bleibt für die kleinen Dinge, die das Leben erst lebenswert machen? Überrennen und übersehen wir das Komma, so wie wir es mitunter verabsäumen, Pausen zu machen, innezuhalten, loszulassen, Luft zu nehmen und durchzuatmen?
Oder hängt es damit zusammen, dass wir überfordert sind mit dem, was auf uns über alle möglichen (medialen) Kanäle einprasselt? Sind wir dermaßen überlastet, dass wir das Wichtige vom Unwichtigen nicht mehr trennen können? Oder liegt es daran, dass uns der rote Faden abhanden gekommen ist? Der Faden, der unserem Leben Struktur gibt?
Oder hat es tatsächlich und einfach nur mit Achtlosigkeit zu tun – frei nach dem Motto: Der Tonfall wird’s schon richten? Ich meine: Ob ich nun zum Erbsenprinz sage: „Was, Du willst schon wieder?“ oder: „Was willst Du schon wieder?“ hängt klarerweise auch damit zusammen, WIE ich es sage – und natürlich davon, was wir zuvor getan haben, aber das ist eine andere Geschichte 😉
Sommerpause im September. Da der Ton auf dem Blatt Papier allerdings nicht die Musik machen kann, sollten wir uns wohl doch den einen oder anderen Gedanken über diesen kleinen Strich machen, weil er eben nicht nur „bei-läufig“ gesetzt gehört.
Im Übrigen werde ich mir und meinem Leben nun auch eine Art Beistrich gönnen! Wie anfangs erwähnt, leitet sich Komma ja vom Altgriechischen κóµµα her, was Einschnitt bzw. Abschnitt bedeutet. Und wenn der Erbsenprinz und ich am Sonntag in den Süden fliegen, verlängern wir in gewisser Weise den Abschnitt „Sommer“ und machen durch ein paar Urlaubstage einen Einschnitt in unseren Alltag!
Und wenn in diesem meinem Text ein Komma zu wenig oder ein Beistrich zu viel bzw. falsch gesetzt wurde – oder Du mir sonst etwas sagen möchtest: Ich freu mich über jeden Kommentar. Oder Du schickst mir einfach ein Mail an prinzessin@gesunde-erbsen.com
Alles Liebe und bis in zwei Wochen!
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