Glückliche Erbsen

Loslassen – vom Kopf bis tief in den Bauch

06.07.2018
Loslassen

Tja, wenn man erst einmal anfängt mit dem Loslassen, kann man nicht mehr damit aufhören. In den letzten Wochen hab ich nicht nur beruflich viel abgeschlossen, sondern auch die Wohnung von oben bis unten geputzt und wieder mal so richtig ausgemistet – trotz angespannten Seelenmuskels. Im Übrigen sei an dieser Stelle erwähnt, dass ich den einzig wahren und weltbesten Erbsenprinzen an meiner Seite habe, der mir bei solchen Aktionen immer hilft. DANKE, ich hab Dich lieb! 

Bussi, baba. Dabei gehöre ich gar nicht zu den Menschen, die alles horten, Erinnerungsstücke aufbewahren und sich von Nichts trennen können. Vielmehr empfinde ich es als wunderbar erleichternd auszumisten und sich von Dingen zu befreien, die Platz wegnehmen – sowohl in der Wohnung als auch im Denken. 
Und ja, dieses Jahr „zelebriere“ ich das Loslassen in vielerlei Hinsicht. So hab ich zum Beispiel den „dicken Mama-Ordner“ hergenommen und ihn auf zwei Klarsichtfolien reduziert. All die Schriftstücke rund um Erbschaft, Begräbnis und was weiß ich nicht alles, brauch ich nicht mehr. Wie ein „Mahnmal“ stand der Ordner jahrelang im Kasten und doch konnte ich ihn nicht hernehmen – bis es am vergangenen Wochenende ging. Und es war einfach nur befreiend, erleichternd und gab mir immens viel neue Luft zum Atmen. Natürlich sollte man derartige Dinge nicht gleich wegschmeißen, aber nach neun Jahren war es wirklich an der Zeit. Und Mama lebt nicht in diesem Ordner weiter, sondern in mir, in all den Erinnerungen und Gesprächen über sie – und in meinem Buch.

Muskeln entspannen. Auch auf körperlicher Ebene wird losgelassen, was das Zeug hält. Beispielsweise mache ich seit Anfang dieser Woche keine Crunches mehr (die „kleinen Sit-ups“). Über 25 Jahre haben über 100 davon zu meiner Morgenroutine gehört. Und jetzt ist damit Schluss. Warum? Unter anderem weil meine (zu) starke Bauch- und Rückenmuskulatur womöglich für die Schmerzen meines Psoas mitverantwortlich sind. Meine wunderbare Osteopathin hat mich darauf aufmerksam gemacht und plötzlich war mir so einiges klar(er): Seit Jahren steht meine Körpermitte (wenn nicht sogar mein ganzer Körper) unter Dauerspannung. Es ist nämlich so, dass ein Rest der Muskelspannung, die beim Krafttraining ausgeübt wird, in der Muskulatur bleibt – sofern nicht gegendehnt wird (Volker Horbach beschreibt das ganz hervorragend in einem seiner Blogbeiträge). Ich kenn das eh aus der Yogapraxis, denn da wechseln sich Anspannung und Entspannung ständig ab. Bei den Crunches hab ich das allerdings nie getan.

Loslassen und Bauch raus

Damit nicht genug habe ich meinen Bauch auch untertags ständig eingezogen und angespannt. Bauch zeigen oder gar „haben“ war bei mir über zwei Jahrzehnte nicht erlaubt. Mittlerweile seh ich das nicht mehr so bzw. achte ich gar nicht mehr drauf, wie mein Bauch ausschaut. Das Problem ist, dass erstens meine Muskulatur diese Anspannung nach all den Jahren nach wie vor gespeichert hat und dass ich zweitens den Bauch automatisch anspanne – nicht mehr so oft, aber eben doch hin und wieder. Die gute Nachricht: Seitdem mir das bewusst ist, kann ich immer öfter wirklich loslassen.

Bauch raus. Abgesehen davon dass das tägliche Bauchmuskeltraining wohl mehr geschadet als geholfen hat, ist es auch so, dass ich die Crunches schlichtweg nicht mehr brauche! Ich stärke meine Mitte sowieso durch die tägliche Yogapraxis – aber eben auf eine ganz andere und viel bewusstere Art und Weise. Und vor allem weiß ich nun, dass mein Bauch weich und, wenn man so will, „da“ sein darf.
Manche werden nun sagen: „Was redet die denn von Bauch!?“ Und das mag wohl stimmen. Doch geht es in meinem Fall weniger um den Bauch an sich, sondern um das Denken. Es geht darum, diese Gedanken prinzipiell zulassen zu können, es mir zu „erlauben“, dass sich ein Bäuchlein zeigt. Es geht immer ums Denken und darum, wie wir selbst mit uns reden, uns behandeln. Und je liebevoller ich mit mir selbst umgehe, umso mehr Anspannung entweicht aus meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele. Je mehr ich mich selbst liebe, umso besser kann ich loslassen.

Lass los 

Fotocredits: Erbsenprinz 💚

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2 Kommentare

  • Antworten Jörg Leonhardt 27.08.2021 at 11:32

    Liebe Christiane,

    Dein Artikel, Dein Bericht zu dem wie es sich anfühlt, wenn man in der Mitte festhält…ich kann das so verstehen. Ich habe auch jahrelang genau dieses Gefühl, in der Mitte festzustein, aktiv festzuhalten, ohne dass ich dies aktiv tue 😉 Aber ist irgendwie so.
    Unser Gespräch/unser Kontakt hat mir sehr geholfen, alleine schon, weil man sich mal verstanden fühlt, wie das ist. Wie das Gefühl der enge und des „stillstehens“ ist, obwohl man alles an Energie hat, was man sich nur wünschen kann. Wie auch immer, könnte jetzt noch so viel schreiben…einfach nur eine großes DANKE und alles Gute für die Zukunft.
    Freue mich, wenn wir wieder voneinander hören bzw. es etwas neues zu lesen gibt…aber immer langsam, alles zu seiner Zeit, ohne Anspannung und Druck 😉
    BG, Leo

    • Antworten iane 27.08.2021 at 14:00

      Ich danke Dir, lieber Leo, dass Du über meine Erbsen „gestolpert“ bist und dass Du Dich bei mir gemeldet hast.
      Es freut mich ungemein, dass ich Dir mit dem, was ich erlebt und dann niedergeschrieben habe, „helfen“ konnte. Und wir wissen beide, dass es nicht darum geht, dass ich Dir eine Lösung aufgezeigt habe – denn das habe ich nicht. Sondern weil – wie Du ja auch selbst schreibst – es so unglaublich gut tut zu wissen, nicht alleine, nicht „komisch“ zu sein.
      Auch Dir alles erdenklich Gute und ich freu mich, wenn wir in Kontakt bleiben – und ja, alles ganz ohne Druck. Tief in uns drinnen wissen wir ohnehin, dass alles so kommt, wie und wann es kommen soll.
      In diesem Sinne: Auf bald, Iane

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