Glückliche Erbsen

Mein Monk und ich. Und wie er mir das Leben erleichtert

21.07.2017
Monk im Kleiderschrank

In unserer Wohnung herrscht vom Kleiderschrank bis zur Gewürzschublade Ordnung, wobei speziell die Gewürzgläser immer in derselben Reihenfolge stehen. Letzteres hat aber weniger damit zu tun, dass der Monk in mir ansonsten nicht zur Ruhe kommt, sondern vielmehr damit, dass man von oben lediglich bunte Punkte sieht. Die zeigen mir zwar, zu welchem der fünf Elemente der TCM das jeweilige Gewürz gehört – nicht aber was drin ist im Glaserl. Ich geb allerdings zu, dass ich es durchaus zu schätzen weiß, wenn die Gläser auch in „Reih’ und Glied“ stehen 😉 .

Läuft das schon unter „leichter Zwangsstörung“? Keine Ahnung. Und selbst wenn es so wäre, hätte ich kein Problem damit, denn mein Monk hindert mich nicht am Leben. Sprich: Ich kann auch mal fünf gerade sein lassen und meinen geregelten Tagesablauf den Umständen anpassen. Mal vormittags Yoga praktizieren, wenn ich es um 17 Uhr nicht auf die Matte schaffe. Mal einen schnellen Porridge statt meinem aufwändigen Reis-Frühstück machen, weil ich früh aus dem Haus muss. Und unsere Wochenenden sind auch nicht mehr so durchgeplant wie früher. Einzig das gemeinsame Kochen am Sonntag lassen wir uns nur selten nehmen – wär ja schade drum!
Wenn es sich aber einrichten lässt, dass mein Monk seiner Routine nachgehen kann, lass ich ihm gerne seine Freiheit. Mit dem Unterschied, dass ich mich nicht mehr falsch mache dafür. Heute weiß ich nämlich, dass mir meine „geregelten“ Eigenheiten durchaus das Leben erleichtern.

Monk in der Gewürzschublade

 

OK. Eine massive Zwangsstörung ist mein Monk wohl nicht. Vergleichbar ist es in meinen Augen allerdings schon. Eines vorweg: Ich bin nach wie vor keine Psychologin und hab auch keine Ambitionen, eine solche zu werden. Dank Susanna Mittermaier hat sich mir aber sowieso eine andere Sichtweise eröffnet: Die Begründerin der Pragmatischen Psychologie ist nämlich davon überzeugt, dass Menschen mit Zwangsstörungen eine extreme Wahrnehmung haben. Das heißt: Sie fangen Gedanken, Gefühle und Emotionen anderer Personen auf, selbst wenn diese gar nicht physisch anwesend sind. Das „Problem“: Sie glauben, dass es ihre sind. Es ist also tatsächlich ein psychischer Overload, dem sie mit mehr oder weniger zwanghaftem Verhalten entgegenwirken Mithilfe der Rituale, Routinen, Ordnungen und Reihenfolgen können sie zumindest einen Teil ihres Lebens „kontrollieren“, wenn sie schon nicht die Gedanken, Gefühle und Emotionen (der anderen!) unter Kontrolle bekommen!

Ich habe inzwischen anerkannt, welch großes Gewahrsein ich habe. Und ich bin meinem Monk dankbar dafür, dass er mir dabei hilft, das alles im wahrsten Sinne des Wortes auf die Reihe zu bekommen. Außerdem ist mein Monk ja durchaus anpassungsfähig – mittlerweile wohlgemerkt! Es gab auch Zeiten, in denen mir jedes Abweichen vom täglichen Trott einen regelrechten Schrecken eingejagt hat.
Heute ist das anders. Unter anderem weil ich mir jetzt, wenn sich mein Monk wieder mal von seiner leicht zwanghaften Seite zeigt, die Frage stelle: Sind das echt meine Gedanken, Gefühle oder Emotionen? Wenn sich nur schon durch diese Frage eine Leichtigkeit in mir ausbreitet, kann ich sie getrost an den Absender zurückschicken.
Manchmal aber bleibt es schwer, trotz dieser Frage. Also hab ich wohl wirklich ein paar Gedanken, Gefühle und Emotionen zu meinen gemacht. Stellt sich die nächste Frage: Sind sie wichtig für mein Leben? Nein? Na, warum mach ich es mir dann so schwer? Sind sie tatsächlich relevant (was sehr selten der Fall ist), muss ich halt schauen, wie ich damit umgehe. Gefühle sind ja an sich eh voll OK – also eigentlich. Dank meines Monks komm ich auf jeden Fall gut mit ihnen klar.

Monk und Gaumenfreude in der Küche

Probier es mal aus – egal, wie groß dein Monk ist. Was kannst Du verlieren? Oder kannst Du vielleicht sogar einen Wegbegleiter gewinnen bzw. willkommen heißen, statt ihn ständig loswerden zu wollen?

Mehr Gesunde Erbsen gefällig? Dann folg‘ mir: Per Mail (rechts in der Sidebar E-Mail-Adresse eintragen, bestätigen und schon bist Du immer auf dem Laufenden), FacebookInstagramPinterest oder Bloglovin’.

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

2 Kommentare

  • Antworten Sabiene 28.07.2020 at 16:56

    Bei mir ist nicht alles so hundertprozentig ordentlich. Aber ich bestehe darauf, möglichst viel nach dem Alphabet zu ordnen (z.B. meine Gewürze). Oder nach Farben (Kleidung, Geschirr usw.)
    So lange es einen nicht allzu vom Leben fernhält, halte ich solche „Zwangsstörungen“ für akzeptabel.
    LG
    Sabiene

    • Antworten iane 28.07.2020 at 18:28

      In meinem Bücherregal geht’s auch von A bis Z. Farbentechnisch bin ich da nicht so „ordentlich“, aber ich find es schön, wenn jeder so seinen eigenen Monk hat 😉
      Und ja, solange es uns nicht davon abhält, das Leben auch mal kunterbunt und Buchstabendsuppe-löffelnd zu genießen, find ich diese Art des Ordentlich-Seins auch ganz OK. Und wie gesagt: Ich bin davon überzeugt, dass mir mein Monk mein Leben erleichtert.
      Lieben Gruß an Dich Sabiene

    Hinterlasse eine Antwort

    Zeitlimit abgelaufen. Bitte neu laden.