„Hab’ keine Angst.“ Wie oft haben das unsere Eltern zu uns gesagt, als wir klein waren und Albträume hatten? Oder wenn wir das erste Mal eine Aufgabe bewältigen mussten? Oder wann immer uns dieses Gefühl der Angst erfüllt hat? Und wie oft haben wir dann einfach Mut gefasst, sind trotz der Ungeheuer eingeschlafen oder haben die Aufgabe gemeistert? Und warum fällt es uns jetzt mitunter so schwer, Mut und Angst unter einen Hut zu bringen? Jetzt, wo wir doch schon „erwachsen“ sind?
Gegensätze ziehen sich an. Vielleicht liegt es daran, dass wir einer Erklärung bedürfen, warum wir in einer bestimmten Situation keine Angst haben müssen. Ich meine: Früher haben wir unseren Eltern schlichtweg geglaubt. Doch je älter wir wurden und werden, umso schwerer tun wir uns mit dem einfachen Glauben. Wir wollen gute Argumente, fundierte Begründungen und stichfeste Beweise. Und dabei ist das beste Gegenargument zur Angst der Mut selbst. Denn Mut ist das Gegenteil von Angst. Und vice versa. Mut und Angst funktionieren nur miteinander. Das eine baut auf dem anderen auf. Und das andere wiederum auf dem einen. Oder anders gesagt: Sind wir ängstlich, braucht es Mut. Und ist man dann so richtig mutig, wagt man etwas, folgt meist ein Unbehagen. Man macht sich Gedanken, ob auch alles klappen wird. Kann man das, was man tun möchte? Wird man Erfolg haben? Was sagen Freunde und Bekannte? Und schon ist man mitten drin in der Abwärtsspirale.
Die gute Nachricht: Nach der Talfahrt geht’s aufwärts. Wir fassen wieder Mut, haben neue Ideen oder setzen doch die alten durch. Wir sehen das Licht und die bunte Vielfalt am Ende des Tunnels. Wir sind wieder Feuer und Flamme für uns selbst und für das, was wir tun. Wir sind wieder davon überzeugt, dass es gelingen wird – was immer es ist. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn wir dies oder jenes tun, bei dem uns das Herz aufgeht. Wir wissen wieder, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.
Die wenn man so will schlechte Nachricht: Nachher geht’s wieder abwärts. Ich habe das schon etliche Mal erlebt: Bei Kunden und Freunden genauso wie im eigenen Leben. In der vielleicht extremsten Hochschaubahn bin ich gesessen, als ich meine Mama auf ihrem letzten Lebensweg begleiten durfte. Jene drei Monate nach der Krebsdiagnose, in denen so oft einfach nur Angst hatte. Angst um meine Mama. Angst, dass sie sterben wird. Angst, wie ich diese Situation meistern würde. Einfach nur Angst. Aber es gab auch Hochs. Wir haben Mut geschöpft – nur um kurze Zeit darauf vom Arzt zu erfahren, dass es keine Rettung für meine Mama gab. Also wieder ein Tief. Wieder diese Angst, die ganz unweigerlich von Momenten der Hoffnung durchbrochen wurde. Momente, in denen wir so mutig waren, darüber nachzudenken, was in ein paar Wochen oder Monaten sein wird.
Was ich damit sagen möchte ist: Es geht immer aufwärts. Und es geht immer abwärts. Auf ein Hoch folgt ein Tief und darauf ein Hoch. Angst erzeugt Mut und Mut erzeugt Angst. Das hört nicht auf, sondern geht stetig so weiter. Es ist unendlich. Und genau das ist in meinen Augen der einzige Grund, den wir benötigen, um mutig zu sein, der Angst zu begegnen: Mut und Angst sind zwei Gegensätze, die einander brauchen. So wie Yin und Yang. Das dunkle Yin braucht das helle Yang und umgekehrt – ansonsten funktioniert weder das Symbol noch das Leben. Und noch etwas: Angst ist nicht schlecht und Mut nicht gut. Ebenso wenig andersrum. Es ist einfach so. Und es ist gut so.
Ich bin mittlerweile etwas gelassener geworden, wenn mich mal der Mut verlässt. Ja, ich hab nach wie vor Angst, mach ich mir Sorgen und vor allem ganz viele Gedanken, was kommen wird. Doch das Wissen und die Erfahrung, dass es nicht nur weitergehen, sondern auf jeden Fall wieder aufwärts geht, lässt mich Mut fassen – egal ob ich komplett oder nur ein bisschen am Boden liege.
Wer nun bereit ist, Mut zur Angst zu haben, kann gleich damit loslegen – und zwar beim Seminar „Zeig Dich“, das am 13. September 2019 in Dornbirn startet. Infos zum Seminar für Deine Sichtbarkeit findest Du hier. Lass uns gemeinsam Mut und Angst beweisen. Christine Moll und ich freuen uns auf Dich!
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