Probleme gehören zum Leben wie die Luft zum Atmen. Einerseits weil es einfach so ist. Andererseits weil wir ohne sie nicht weiterkommen, nichts ändern würden. Bei manchen Zeitgenossen hat man allerdings das Gefühl, dass sie ohne die alltäglichen Herausforderungen unglücklich wären, dass sie in ihrer Opferrolle regelrecht aufgehen. Und ja, das kann schon sein. Schließlich bekommt man Aufmerksamkeit, wenn man es schwer hat, es einem schlecht geht. Und Aufmerksamkeit tut gut.
Doch die Frage ist: Bringt es einen auf lange Sicht weiter? Nein. Denn nur weil ein anderer sich anhört, warum es einem dreckig geht, ändert das nichts am Problem. Wobei: Wenn wir davon ausgehen, dass manche Menschen mit ihrem verkorksten Leben happy sind, wäre jede Lösung ein Problem. Was für diese Spezies eh wieder OK wäre…
Generell aber bezweifle ich, dass wir so veranlagt sind, uns das Leben zur täglichen Knacknuss machen zu wollen. Vielmehr bin ich der Meinung, dass es sich manchmal einfach so ergibt. Man rutscht nämlich recht leicht in eine Art Problemtrance hinein und macht dann aus jeder Mücke einen Elefanten. Schließlich haben es Probleme so an sich, dass man sich ständig Gedanken über sie macht. Und warum? Weil wir (noch) keine Lösung haben. Also denken wir nach, zerlegen das Problem in einzelne Teile und machen es dadurch gefühlt größer, als es tatsächlich ist. Das gilt für die kleinen Alltagsfragen genauso wie für die großen Herausforderungen, die das Leben für uns parat hält. Letztere machen wir durch das ständige Grübeln allerdings oft zum Dinosaurier – da reicht ein Elefant nicht mehr aus.
Corona ist so ein Dino-Ding. Wir können uns zwar schützen, jedoch niemanden dafür verantwortlich machen. Im Hinblick auf die Auswirkungen, die diese Pandemie seit Monaten auf unser tägliches Leben, die Wirtschaft und das Gesundheitswesen, die Kinder und Älteren, unsere Gesundheit und Psyche hat, sind wir wie Käfer auf dem Rücken: hilflos und ohne Plan. Und ganz egal, ob man nun zu jenen gehört, die von all den Bestimmungen, die uns auferlegt werden, nichts halten und sich eine Normalisierung wünschen. Oder ob man Angst vor dem Virus hat. So oder so: Corona ist ein Problem.
Der Lösung aber ist das Problem egal – um es mit frei übersetzen Worten von Steve de Shazer, US-amerikanischer Psychotherapeut und Entwickler der lösungsorientierten Kurzzeittherapie, zu sagen. Von ihm nämlich stammt das Zitat: „In most cases the solution doesn’t care how the problem came to be.“
Wenn wir also lösungsorientiert an die Sachen herangehen, sollten wir uns keine weiteren Gedanken über die Probleme machen, sondern uns voller Energie auf die Lösungen konzentrieren – vor allem, wenn wir sie noch nicht haben bzw. kennen. Denn es gibt immer eine Lösung. Manchmal gefällt sie uns auf den ersten Blick nicht, aber es ist eine Lösung und sie wird uns weiterbringen. Der ganze Corona-Wahnsinn ist in gewisser Weise sogar das Paradebeispiel dafür. Oder anders gesagt: Es ist die perfekte „Spielwiese“, um lösungsorientiertes Denken zu perfektionieren. Das Problem ist erstens nicht fassbar und kann zweitens vom Einzelnen nicht gelöst werden. Daher gilt in erster Linie: Raus aus dem Problemrausch. Nimm Dir dafür Zeit. Setz Dich oder leg Dich hin und mal Dir ein Bild von der Situation – bunt oder schwarz-weiß, mit oder ohne Rahmen, lebhaft oder als Stillleben. Und dann lass es vor Deinem inneren Auge kleiner und kleiner werden. So klein, dass es am Ende nur noch ein schwarzer Punkt ist. Wiederhol dieses Spiel mehrere Male.
Lebe die Lösung. Doch es reicht nicht aus, das Problem verschwinden zu lassen. Die eigentliche Aufgabe besteht darin, all die Energie, die Du vorher dem Problem gewidmet hast, nun in die Lösung zu stecken. Stell Dir ganz konkret vor, wie Dein Leben ausschaut und verläuft, wenn das Problem nicht mehr da ist. Konzentrier Dich auf die Brücke, nicht auf den unüberwindbaren Fluss. Übe Dich darin, Dir Deine Welt so auszumalen, wie sie Dir gefällt.
Manche werden das als „naiv“ bezeichnen. Euch kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Probiert es einfach mal aus. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit und wenn ich mich auf die Lösung konzentriere und positiv bleibe, wird sich einiges tun. Übrigens: Auch wenn Du diesen Ansatz verfolgst, wirst Du Probleme haben. Aber eben auch Lösungen.
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