Viele haben ja ein Problem damit, NEIN zu sagen. Entweder sie bringen es gar nicht über die Lippen oder sie haben, falls sie es dennoch schaffen, ein schlechtes Gewissen. Wir sind halt so erzogen worden: Bitten und Fragen schlägt man nicht ab – und wenn nur zähneknirschend. Im Job kann man nicht NEIN sagen: Man kann doch einen Auftrag nicht ablehnen, den Kollegen nicht hängen lassen oder dem Chef oder Kunden nicht klarmachen, dass dies oder jenes nicht OK ist. NEIN geht nicht…
Tja, die Sache ist allerdings: Man kann eben doch NEIN sagen. Und es ist wesentlich einfacher als man glaubt. Vor allem wenn man bedenkt, dass es einem viele Möglichkeiten eröffnet, die einem bei einem JA durch die Lappen gehen. Ein JA lässt einen im Grunde immer nur mit einer einzigen Option zurück: nämlich das, wozu man sich gerade committed hat, auch tatsächlich zu tun. Paul Watzlawick sagte: „Ein JA ist nicht einfach, aber es macht die Zukunft leichter lebbar.“ Das mag stimmen, die Frage ist nur: Zu welchem Preis?
Ich meine, wenn man zu etwas JA sagt und es wirklich so meint, dann: YEAH, let’s go for it! In dem Fall war es allerdings auch nicht schwer, JA zu sagen. Was aber, wenn man lieber NEIN gesagt hätte? Was, wenn man sich regelrecht durchringen musste, JA zu sagen, nur damit ein Freund nicht beleidigt oder Kollege sauer ist, einem der Auftrag nicht flöten geht, der Kunde abspringt oder der Chef einen nicht sogar feuert?
Was, wenn man einen viel zu hohen Preis für das JA zahlt? Sollte man sich dann nicht lieber für ein NEIN entscheiden? Ein NEIN, das einem unzählige Möglichkeiten eröffnet: Was kann man alles mit der Zeit anfangen, die man gewonnen hat, weil man den Auftrag nicht angenommen hat oder abends zuhause bleibt, während alle anderen „Party machen“? Was kann man mit den Gedanken machen, die man nun nicht für etwas „verschwenden“ muss, das man eh nicht wollte? Und vor allem: Was ist mit dem herrlichen Gefühl, dass man sich selbst treu geblieben ist, weil man tatsächlich NEIN gesagt hat?
Schließt man mit einem NEIN eine Tür, öffnen sich viele andere. Vorausgesetzt man entscheidet sich ganz bewusst für das NEIN, steht zu 100 Prozent hinter der Entscheidung und übernimmt Verantwortung für das eigene Tun. Wobei klar: Auch hier ist nicht alles schwarz oder weiß – sprich: Manchmal muss man einfach Zugeständnisse machen, beispielsweise wenn ein NEIN bedeuten würde, dass liebe Mitmenschen darunter leiden. Dann muss man sich darüber klar werden, ob das Grund genug ist, JA zu sagen. Wenn es aber nur darum geht, was andere über einen denken, wenn man NEIN sagt, macht es wohl Sinn, sich Gedanken darüber zu machen, wie „fern- bzw. außengesteuert“ man eigentlich ist.
Übrigens: Sarah Knight empfiehlt in ihrem wunderbaren Buch „Not Sorry“ (daraus stammen auch die Bilder 😉 ), sich eine Art „JA-Budget“ anzulegen. Das heißt: Man hat nur eine gewisse Anzahl an „JAs“ pro Woche beispielsweise. Und hier geht’s nicht nur um Zeitmanagement (denn viele JAs nehmen uns ja Zeit für andere wichtige Dinge), sondern auch darum, wie es einem damit geht, wenn man zu allem immer nur JA und Amen sagt.
NEIN ist oft ein JA zu sich selbst. Und vielfach ist es auch nicht so schlimm, wie wir denken, wenn wir mal NEIN sagen. Die anderen nehmen es uns vielleicht gar nicht so übel. Vielleicht wollten sie einfach mal abklären, was möglich wäre. Und selbst wenn: Wer ist der wichtigste Mensch in Deinem Leben? JA, Du! Und Du bist der oder die einzige, zu der Du immer JA sagen solltest. Und das setzt halt oft ein NEIN voraus…
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