Glückliche Erbsen

Stress? Ja klar gönn ich mir den!

01.09.2017
Nur kein Stress

„Nur koan Stress!“ … wenn ich das schon höre, steigt mein Stresspegel – noch dazu, wenn der eh gut gemeinte Rat mit einem wohlwollenden „Tralala“-Unterton daherkommt. Ich mein: Wenn ich wirklich gestresst bin, weiß ich meist selbst, dass ich mich eigentlich nicht stressen (lassen) sollte. Manchmal aber steh ich überhaupt nicht unter Strom – auch wenn mein Gegenüber der felsenfesten Überzeugung sein mag, dass das der Fall ist. Und in gewisser Weise hat er recht, denn spätestens nach dem Sager fühl ich mich tatsächlich gestresst. Und nicht selten liegt mir dann auf der Zunge: „Also ich hab keinen Stress – Du?“ Immerhin neigen wir Menschen doch dazu, unsere eigenen Gefühle und Gemütszustände auf andere zu übertragen. Zum Glück schluck ich die Gegenfrage in den meisten Fällen runter, denn das würde die Situation wohl nur unnötig aufheizen und schlussendlich noch mehr Stress erzeugen – zwischenmenschlichen wohlgemerkt.

Dabei muss ich zugeben, dass ich hin und wieder selbst diese drei Worte benutze. Und was sagt uns das? Ja, auch ich schau gern mal in den „Gefühlsspiegel“, um (mich) von meinem eigenen Stress abzulenken. Dank Christian Bremer kenn ich nun allerdings bessere Werkzeuge, um mich zu „ent-stressen“ – zum Beispiel das STOP-Schild. Allen voran gehört selbstverständlich die Einstellung verändert, denn „Stress an sich ist nicht unbedingt schädlich“, schreibt der Trainer, Speaker und Autor von „Gelassenheit gewinnt“. Und damit ist nicht der „positive (Eu-)Stress“ gemeint. Vielmehr geht es darum, was in unserem Kopfkino abläuft, denn nicht der Stress gefährdet unsere Gesundheit, sondern unsere Reaktion darauf.
Eigentlich verständlich: Wer gestresst ist und sich noch dazu ständig darüber Gedanken macht, wie unglaublich ungesund das ist, was dagegen unternommen und wie der Stress reduziert werden könnte, setzt sich dadurch nur noch mehr unter Druck. Daher rät Christian dazu, „Stress als eine gute Quelle für die persönliche Weiterentwicklung zu betrachten“.

Stress: Mach zu

Stress ist also ein Geschenk. Sag das mal jemandem, der permanent unter Druck steht – der lacht Dich im besten Fall aus (schlimmstenfalls geht er Dir an die Gurgel). Das ist Christian Bremer natürlich bewusst, weshalb er empfiehlt, erst einmal das „Stress-Mindset“ umzuprogrammieren: „Setz ein Pluszeichen vor den Stress und konzentrier Dich auf seine positiven Folgen wie zum Beispiel: ‚Stress fördert die Persönlichkeitsentwicklung und kann auf lange Sicht Gesundheit und Vitalität stärken’.“ Da dies nicht von heute auf morgen passiert, braucht es Übung – die macht ja bekanntlich den Meister.
In seinem Buch gibt der Autor zahlreiche Tipps, wie man seine „Stress-Einstellung“ verändern und sich in stressigen Momenten verhalten kann. Eine davon ist MM – Meine Minute: Eine kleine feine Übung, die etwas meditatives hat, was mir als Yogini besonders gut gefällt. „Ziel und Sinn von MM sind es, uns in einer stressigen Situation eine Erholungspause zu gönnen. Und zwar indem wir eine Minute lang gar nichts tun außer atmen“, erklärt Christian. Damit man MM im akuten Stressfall auch anwenden kann, sollte man sich die Übung zu Gewohnheit machen. Sprich: Nimm Dir ab sofort dreimal am Tag eine Minute zum Nichts-Tun, mach gedanklich alle Türen zu und gönn Dir eine Mini-Auszeit vom Alltag. Das geht immer und überall!

Und so funktioniert MM: Mach’s Dir bequem – sitzend, liegend, (auf dem Kopf) stehend, was immer Du magst. Stell den Timer Deines smarten Phones auf 60 Sekunden und dann tu nichts – außer Dir zwei Fragen zu stellen: Wie atme ich? Und: Was denke ich? Die zweite Frage zielt nicht darauf ab, ins Gedankenkarussell einzusteigen, sondern die Gedanken kommen und wieder gehen zu lassen, ohne sie zu bewerten. Und dabei hilft Dir die erste Frage: Wenn Du nämlich merkst, dass Deine Gedanken wieder mal versuchen, Dich einzufangen, lächle, sag ihnen innerlich „Jetzt nicht“ und konzentrier Dich auf Deine Atmung.
Ich hab schon ein Lächeln auf dem Gesicht, wenn ich das nur schreibe. Und wenn ich meinem Gegenüber das nächste Mal „Nur koan Stress!“ raten möchte, werde ich mir erst mal meine Minute nehmen.

Nur koan Stress

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