Am 21. Juni war Welt-Yoga-Tag. Und ich „muss“ zugeben: Ich hab diesen internationalen Tag des Yoga nicht irgendwie besonders Yogini-mäßig verbracht oder extralang praktiziert. Vielmehr fühl ich mich momentan eher „schwerfällig“, wenn ich auf die Yogamatte steige. Mir ist schon heiß, wenn ich mich mit Sonnengrüßen aufwärme. Ich komm zwar in den flow, er fließt allerdings merklich langsamer und manchmal auch etwas stockend dahin. Die täglichen Versuche aus dem herabschauenden Hund durch die Arme in eine sitzende Asana (Stellung) zu springen, enden zurzeit noch öfter auf halbem Weg. Nicht dass ich kurz davor wäre, mit meinem zu einem „kleinen Päckchen zusammengefalteten“ Körper durch die ausgestreckten und trotzdem zu kurzen Arme durchzuspringen. Schließlich aber kann ich jetzt die Hundstage mitverantwortlich machen 😉 . Außerdem weiß ich einmal mehr, warum ich nie Bikram-Yoga machen werde: Die 27 Grad im Jalousie-Schatten der abgedunkelten Wohnung sind mir hot genug.
Trotzdem hat mich dieser Tag darüber nachdenken lassen, was Yoga für mich bedeutet. Warum praktiziere ich überhaupt? Wie kam es dazu, dass ich in den letzten 20 Jahren vier Mal angefangen und wieder aufgehört habe, um nun seit bald drei Jahren doch täglich auf die Yogamatte zu steigen (außer an Neumond- und Vollmondtagen)? Und warum rolle ich die Matte selbst dann aus, wenn mir gar nicht so richtig danach ist?
Yoga war für mich nie „trendy“. Ich hab mich nie für einen Kurs angemeldet, weil es gerade einen „Hype“ gab. Ich bin weder von Natur aus gelenkig oder irrsinnig biegsam, kann nur den halben Lotus und beim Handstand bewahrt mich immer noch die Wand vor dem „tiefen Fall“. Und ja, mir kommen dabei jedes Mal die Worte meiner Ashtanga-Lehrerin Chiara Castellan in den Sinn: „Lerne zu fallen.“
Als Kind hab ich Tennis gespielt, Eiskunstlaufen gemacht und war im Skikader. Als Teenager hatte ich keine Lust mehr. Während des Studiums hab ich dann den Hometrainer für mich „entdeckt“, auf dem ich mir gut 15 Jahre jeden Morgen einen Deppen heruntergeschwitzt und mir die Seele aus dem Leib gestrampelt habe. Warum? Um zu „wissen“, dass ich etwas getan habe. Um „sportlich“ zu sein. Und dann war mir plötzlich klar, dass ich dieses Auspowern weder brauche noch möchte. Ich hab das hässliche Gerät aus der Wohnung geschmissen und – wieder einmal – mit Yoga angefangen.
Anfangs ging ich einmal in der Woche ins Studio, heute besuche ich alle paar Monate einen Workshop und praktiziere ansonsten zuhause. Nicht weil ich schon so gut bin, dass ich keinen Lehrer mehr benötigen würde. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass ich davon weit entfernt bin. In meinen Augen hat das Wort „perfekt“ aber sowieso nichts mit Yoga zu tun.
Es hat sich einfach so ergeben. Als nämlich meine damalige Yogalehrerin schwanger wurde, habe ich beschlossen, mit ihr in die „Babypause“ zu gehen und eine Zeitlang nur für mich zu praktizieren. Und irgendwie fühlt sich das bis heute richtig an. Es geht mir beim Yoga auch nicht darum, andere Menschen zu treffen. Ich möchte – so esoterisch angehaucht das klingen mag – mir selbst begegnen.
Fit für die Eigenliebe. Dass mein Körper noch nie so gut in Form war wie jetzt, hätte ich, ehrlich gesagt, nie gedacht. Vor allem aber freut mich, dass ich gelernt habe, meinen Körper zu lieben. Ihn nicht nur zu akzeptieren, sondern wirklich zu lieben. Ich danke ihm jeden Tag für die Praxis – ganz besonders an den Tagen, an denen es nicht toll läuft, an denen es anstrengend ist und die eine oder andere Asana einfach nicht funktionieren möchte. Denn es sind genau diese Momente, die mich weiterbringen. Ich weiß, dass ich am nächsten Tag wieder die Chance habe, meine Praxis zu verbessern und dadurch noch mehr zu mir selbst zu finden.
Deshalb rolle ich die Matte immer wieder aus, atme ein und aus, spüre meinen Körper bei kraftvollen Asanas genauso wie bei sanften Übungen oder in der Totenstellung Shavasana – für mich übrigens eine der schwierigsten Positionen – und verneige mich zum Schluss vor Buddha. Ja, das ist Yoga für mich. Namaste!
2 Kommentare
Ich sehe das genauso wie du, „perfekt“ hat nichts, aber rein gar nicht mit Yoga zu tun. Jahrelang habe ich nur nach Büchern gearbeitet, bis ich irgendwann mal einen Kurs gemacht habe. Und dann noch einen zweiten Kurs – den es lohnt sich, einmal mit verschiedenen Yoga-Lehrern zu arbeiten. Was ich dabei gelernt habe, möchte ich nicht missen. Zumal ich ja auch eine Yoga-Seite habe, aber die ist ganz anders konzipiert.
Bikram-Yoga? Vielleicht einmal im tiefsten Winter! Sonst: never!
LG
Sabiene
Ich kann hier eigentlich auch gar nichts hinzufügen, liebe Sabiene, außer: Absolut Deiner Meinung! Ich war ganz lange in Kursen und ja, da kam auch bei mir wieder ein „Messen mit den anderen“ hoch. Dann hab ich die Praxis für mich zuhause entdeckt und gesehen, was für ein unglaubliches Geschenk Yoga ist, wenn man es nur für sich macht, nur bei sich bleibt, nur seinen Weg geht…
Und danke für den Lacher was Bikram-Yoga im tiefsten Winter angeht :-)))))
Namaste und alles Liebe